Liebe Olga,

ich danke Dir für Deinen Letzten Brief. Es freut mich sehr, dass Dein Enkel nun doch nach einigem hin und her an die Schule nach den Sommerferien gehen kann, die er für sich favorisiert hat.

Weißt Du, was mich im Moment erschüttert? – Die Unmenge an Honks auf dieser Welt. Gestern erhielt ich von Mister X eine Erpressermail. Wer auch immer dahinter steckt, ist nicht gerade von Intelligenz gesegnet. Zum einen weiß Mister X offenbar nicht, ob ich ein Männlein oder ein Weiblein bin, wüsste er es, könnte er anhand von Wahrscheinlichkeiten sich ausrechnen, dass ich wohl für bestimmte sexuelle Handlungen eher nicht in Frage komme, noch weniger wäre ich dafür prädestiniert, diese auch noch vor einer laufenden Kamera zu vollziehen. Richtig dämlich ist jedoch die Höhe seiner Forderungssumme: er möchte mehr als 1800 Bitcoins von mir bekommen, ansonsten würde er den Videobeitrag publizieren. Ein Bitcoin hat derzeit einen Wert von mehr als 22.000 Euro, das bedeutet, er verlangt von mir mehr als 40 Millionen Euro. Wer hat so viel Geld und überweist dies an einen Unbekannten? Anders ausgedrückt: Wer ist so dumm, solche Erpressermails zu versenden und sich der Gefahr einer Anzeige auszusetzen und auch noch erwischt zu werden und das auch noch, ohne irgendeinen Gewinn davonzutragen? Die Mail von Mister X habe ich angezeigt und wurde bei der Polizei hinterlegt. Natürlich weiß ich liebe Olga, dass solche Honks derzeit nur selten geschnappt werden, aber erinnerst Du Dich noch, als mir vor ein paar Jahren das Fahrrad geklaut worden ist? Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dass ich es jemals wiedersehen werde aber sim sa la bim, ein paar Tage später wurde es mir unversehrt von der Polizei überreicht.

Neulich habe ich Bilder von einem Künstler entdeckt, der zufälligerweise ganz in der Nähe meine Ateliers arbeitet. Eines seiner Bilder lieferte mir für diese Karte „Blaue Blume entdeckt“ die Inspiration. Seine Bilder haben etwas Surreales, zugleich sind sie auch verspielt, kurzum, sie treffen meinen Geschmack. Was mich aber besonders freut: er hat mir die Erlaubnis gegeben, dass ich Teile aus seinen Bildern in abgewandelter Form verwenden darf.
Eigentlich hätte ich mit der Erläuterung der Designerkarte anders beginnen müssen, da sie im Zusammenhang des Films „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders entstanden ist. Ich habe mir den Film vor ein paar Tagen nochmals angeschaut und ja, dieser Film ist für mich eine Quelle der Inspiration. Bevor ich die Karte kreierte, machte ich mir eine Skizze, dann folgte später die Idee für die Karte. Beides zusammen wird hoffentlich bald zu einem Gesamtbild, das bedeutet, die Karte wird Teil einer Grafik. Ich weiß, liebe Olga, das klingt etwas kryptisch, vielleicht gelingt es mir bald an einer anderen Stelle mich klarer auszudrücken.

Was gibt es bei Dir Neues? Ist Dein Enkel über sein Halbjahreszeugnis zufrieden?

Sei lieb gegrüßt
Sabeth

> Siehe auch: Brief an Olga über die Karte „Durchbruch“


 

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