Japanischer Garten Leverkusen, Teehaus

Liebe Teresa,

ich weiß nicht, wie es Dir damit geht, mir geht es, seitdem Palästinenser und Israelis (siehe auch: Gefangener Kranich) sich mal wieder mit Waffengewalt bekämpfen, nicht besonders gut. Es macht mich traurig, es erschüttert mich. Obgleich die ganze Welt sieht, dass Israel illegal auf palästinensischem Gebiet Häuser baut, solidarisiert sich die westliche Welt nicht mit Palästina und dass, obwohl klar ist, dass Israel deutlich stärker ist. Im Fall der Ukraine war das von Beginn an keine Frage, hingegen ist uns Palästina mehr oder weniger gleichgültig. Mir ist schon klar, dass Israel kein gewöhnliches Land ist, es ist im Angesicht des Holocaust entstanden, nur leider ist dies auch eine Art Freifahrtsschein, welchem man ansonsten keinem zugesteht. Wenn ein Mensch in einer Familie Gewalterfahrungen (siehe auch: Zuschauer*innen) erleiden musste, gestattet man dem Opfer auch nicht, sich über Regelwerke hinweg zu setzen, im Gegenteil, da heißt es oft „reiß dich zusammen“, „irgendwann muss es auch mal gut sein“. Natürlich, die Palästinenser haben sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert aber sie befinden sich auch seit Jahrzehnten in einer desolaten Lage und Israel zeigt seit Jahren kein Interesse, daran irgendetwas zu ändern.

Gestern habe ich in unserer Vorbereitungsgruppe WGT (Weltgebetstag der Frauen) das Land Taiwan (siehe auch: Taiwan-Orchidee) vorgestellt. Danach fühlte ich mich ausgelaugt und heute habe ich Kopfschmerzen.
Ich kann noch so oft einen Vortrag halten, die Anspannung davor werde ich wohl nie los werden. Weißt Du was aber bemerkenswert war? Etwa eine halbe Stunde bevor ich abgeholt wurde, las ich im „Das Vaterunser. Spiritualität aus dem Gebet Jesu“ von Reinhard Körner weiter. Während des Lesens wurde ich immer ruhiger, vielleicht sogar entspannter. Zufälligerweise war es eine der Stellen, an denen Du zitiert wirst. Das Zitat handelt von Deiner Erkenntnis über den liebenden Gott und Deiner anschließenden Meditation über das Gebet. Und ich konnte in diesem Moment mich völlig in Gottes Hand begeben; dass beruhigte mich ungemein.
Deine Meditation finde ich schön und hilfreich, jedoch störe ich mich an dem Wort „müssen“. Aus meiner Sicht „muss“ Gott gar nichts tun, sondern er tut das, was er tun möchte und das aus vollem Herzen. Wer soll Gott zu irgendetwas zwingen, sodass er handeln muss? Ich stelle mir das so vor: so wie ich gerne Karten gestalte und mich darüber freue, wenn sich auch andere daran erfreuen können, muss ich aber nicht die Karten herstellen. Mein Antrieb hierfür ist mein Wunsch. So ähnlich wird es Gott wohl auch tun, er möchte uns beistehen, muss es aber nicht.
Vielleicht habe ich Dich aber auch missverstanden und natürlich darfst Du meinem Einwand widersprechen.

Ich wünsche Dir eine gute Zeit.

Bis bald
Sabeth

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