Japan, Kyoto, Ginkaku

Liebe Edith,

unsere letzte Begegnung liegt schon ein Weilchen zurück. Inzwischen ist das eine oder andere geschehen. Wie Du anhand der Karte siehst, habe ich meine Kreativität der besonderen Art dem Kartendesign zugewendet.

Wie Du weißt, mache ich mich für den Klimaschutz stark, bin aber weniger eine, die das lautstark zum Ausdruck bringt, sondern ich praktiziere es eher im Stillen, insbesondere bevorzuge ich vorhandene Produkte, wandle diese um und gebe ihnen somit eine andere Funktion. Es ist jammerschade, wenn abgelaufene Produkte im Müll landen wie Kalenderblätter. Inzwischen hat sich das herumgesprochen und ich bekomme schon mal welche aus der Nachbarschaft geschenkt.

Aus unseren gemeinsamen Spaziergängen, bei denen wir uns ausgiebig über Philosophie, Gott und die Welt austauschen, ist mir aufgefallen, wie sehr Du Dich über das augenscheinlich Unprätentiöse erfreuen kannst. Deswegen habe ich mich entschieden, Dir diese Karte zuzusenden. Ich werde Dir das Motiv kurz erklären: Vor einiger Zeit habe ich eine Sendung über Kraniche gesehen, ihr Balzverhalten brachte mich zum Schmunzeln und zum Staunen, unfassbar, wie schön deren Tanz ausschaut. Dann stolperte ich neulich auch noch über die Blume Amur-Adonisröschen, die mir bis dahin völlig unbekannt war, aber ihre gelbe Blüte ragte so schön aus dem Schnee hervor, dass ich sie unbedingt in diese Karte einbauen wollte. Zugegeben, in der Natur sieht sie deutlich schöner aus, im Klartext, es ist mir nicht besonders gut gelungen, ich hoffe, Du kannst darüber hinweg sehen. 🙂

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dir gegenüber in der Vergangenheit erwähnt habe, dass ich nach einer Meditationsgruppe suchte, die auf christlichem Fundament beruht. Viele Monate habe ich danach gesucht, hatte es schon aufgegeben. Dann suchte ich im Netz nach irgendetwas und wurde dabei auf eine Kontemplationsgruppe aufmerksam. Ich fackelte nicht lange und ging im September vergangenen Jahres zum ersten Mal dorthin und was soll ich sagen, die Gruppe ist ganz nach meinem Geschmack. Aber es kommt noch besser. Wie oft haben wir in den vergangenen Jahren über meinen vermeintlichen Atheismus diskutiert, über die Widersprüche in der Bibel. Inzwischen kann ich sagen, es waren meine dunkelsten Jahre und ich komme nicht umhin dabei an Mutter Teresa (26.08.1910 – 05.09.1997) zu denken, die über etwa zehn Jahre nicht an Gott glauben konnte. Ich konnte das eigentliche am Glauben nicht erkennen, vielleicht wollte ich auch nicht. Zu meinem Geburtstag bekam ich von drei lieben Frauen das Buch „Das Vaterunser. Spiritualität aus dem Gebet Jesu“ von Reinhard Körner geschenkt. Noch am gleichen Tag begann ich darin zu lesen und es hatte mich sofort gepackt. Zugleich ist es kein Buch, welches ich an einem Stück so weg lesen kann, besser gesagt, ich will es gar nicht in einem Zug lesen, dafür ist es für mich viel zu wertvoll, dafür gibt es mir viel zu viele Denkanstöße. Bisher bin ich über den ersten Teil nicht hinweggekommen, weil ich immer wieder von vorne beginne und dabei immer wieder etwas Neues für mich entdecke. Richtig schwer getan habe ich mir mit der Vorstellung Gott mit „Abba“ anzusprechen, inzwischen klappt es soweit ganz gut, ich musste nur einiges mal auf Seite schieben. Vielleicht bist Du nicht überrascht, darin wirst auch Du zitiert. An dem Teilsatz „zu Gott hin glauben“ bleibe ich aber hängen. Was verstehst Du darunter? Es würde mich sehr freuen, wenn Du mir diese Frage beantworten könntest.

Mit meinen Vorbereitungen zum Vortrag über Taiwan zum Weltgebetstag der Frauen (siehe auch: Taiwan-Orchidee) bin ich soweit fertig, ich hoffe, dass ich nichts Wesentliches dabei vergessen habe. Morgen Nachmittag ist es soweit und ich bin gespannt, wie die Frauen darauf reagieren werden. In den letzten Jahren fanden sie es immer gut und wenn ich ehrlich bin, gehe ich davon aus, dass sie es auch in diesem Jahr gut finden werden.

Ich wünsche Dir eine gute Zeit und ich freue mich jetzt schon, wenn ich meinen Briefkasten öffne und ich von Dir ein paar Zeilen darin vorfinde.

Sei ganz lieb gegrüßt
Sabeth

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