Hommage Andrée Putman

Lieber Peter,

wie geht es Dir damit, wenn Du derzeit Berichte über den Holocaust siehst oder hörst? In den Mediatheken findet man im Moment zuhauf Dokus darüber und ich bin überrascht, ich erfahre auch etwas Neues, wie über die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Sie waren gut vernetzt, ihr Antrieb war vor allem die Humanität. Ich bewundere sie, sowie auch alle anderen Widerstandskämpfer*innen aus dieser Zeit, insbesondere im Angesicht meiner eigenen Feigheit. Ich bin zu feige, das Jugendamt über eine Familie zu informieren, Du weißt, wie erleichtert ich war, als es vor einiger Zeit jemand anderes getan hat und ich hoffte, dass es für die Kinder nun besser wird. Die Eltern hatten auch gegenüber dem Jugendamt versprochen, dass sie ihre Kinder nicht mehr hauen würden, doch daran hielten sie sich nur in den ersten Wochen. Ihr Versprechen war nichts wert und dass, obwohl sie sich als Christen bezeichnen, ja, gar als die wahren Christen, Katholiken können in ihren Augen meist keine Christen sein. Obwohl sie weiterhin ihre Kinder züchtigen, bringe ich nicht den Mut auf, dies endlich dem Jugendamt mitzuteilen und gerade ich müsste es besser wissen.

Die Karte „Durchbruch“ – eine Hommage an Andrée Putman (23.12.1925 – 19.01.2013) – steht zu dem, was ich gerade geäußert habe, im Widerspruch. Aber als ich sie erstellte, hatte ich natürlich die französische Designerin und Innenarchitektin im Blick. (Übrigens: Olga hat von mir dasselbe Motiv zugeschickt bekommen. Ich erwähne dies nur deshalb, da ich um das Flurgeflüster weiß. 🙂 ) Ich würde so gerne Mäuschen spielen, wenn Du Dir die Designerkarte anschaust, Dein zunächst verdutztes Gesicht, wie sich dann Deine Gesichtszüge erhellen und in Deinen Mundwinkeln ein leichtes Schmunzeln erkennbar wird. Das wird mir leider verwehrt bleiben.

Ich freue mich schon auf Deinen Brief.

Sei lieb gegrüßt
Sabeth


 

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