Siegen, Syrien

Seit der vergangenen Silvesternacht (2022 / 2023) mit den Krawallen und Angriffen auf Sanitäter*innen und Polizei, seitdem man Kenntnisse hat, wie viele in Deutschland Lebende und der Anteil derer mit Migrationshintergrund Täter*innen waren, haben wir mal wieder die Debatte über Integration bzw. Verfehlung der Integration. Reflexartig werden die üblichen Gegenmaßnahmen genannt: harte Bestrafungen, mehr Bildungschancen etc. Eines bleibt jedoch komplett außen vor, obgleich es so naheliegend ist. Wie wäre es, wenn in den Schulbüchern Gedichte aus der Türkei, Asien und Afrika zu lesen sind und diese Bestandteil des Unterrichts wären? Wie wäre es, wenn man im Kindergarten Bilderbücher beispielsweise aus dem Orient oder Asien anbietet? Es gibt solche Bücher, die zwei- oder mehrsprachig in Deutschland zu bekommen sind. Weshalb werden die Illustrationen aus solchen Kinderbüchern nicht endlich mal zum Gesprächsstoff, warum wird es nicht einfach mal in die Pädagogik mit einbezogen?

Im Kunstunterricht könnte man wunderbar über die Farbsymbolik mit den verschiedenen Interpretationen auf dieser Welt mit einbeziehen, das gilt übrigens auch für weitere Symbole wie aus der Pflanzen- und Tierwelt. Wir tun so, als seien unsere Sichtweisen universell, was aber natürlich Blödsinn ist, Menschen leben in unterschiedlichen Lebenswelten, sind kulturell unterschiedlich aufgewachsen. Würde man die unterschiedlichen Kulturen deutlich mehr in die Pädagogik mit einbeziehen, gäbe es nicht nur die Möglichkeit des gegenseitigem Verstehen, sondern es würde auch endlich selbstverständlich werden, dass wir verschieden sind, mal ganz abgesehen davon, dass die Menschen, die mit Migrationshintergrund unter uns leben, sich endlich auch mal abgeholt fühlen, endlich mal etwas bekämen, was ihnen geläufig ist und wo unsereins vielleicht ratlos davor steht, wo sie uns ihre Sichtweise mitteilen können.

Es könnte so einfach sein ohne dass man gefühlte tausende Theorien entwickelt, die nichts nutzen, warum nicht pragmatisch an das Thema Integration herangehen, und am aller einfachsten wäre es doch, die Menschen, die mit Migrationshintergrund bei uns leben, zu fragen, was sie sich wünschen, wie sie sich das vorstellen. Sicherlich, nicht alle Wünsche könnten vermutlich erfüllt werden, aber ich glaube auch nicht, dass man diesen Anspruch hat, sondern es geht doch um das Miteinander, um das mit einbeziehen verschiedener Kulturen und die Kunst könnte ganz nebenbei dabei helfen.

2015 wurde im Kreishaus Siegen Bilder von Flüchtlingskindern und -jugendlichen ausgestellt. Auf dem Titelbild dieses Beitrages sieht man eine junge Frau mit dem Peace-Zeichen. Käthe Kollwitz (08.07.1867 – 22.04.1945) erstellte nach dem Ersten Weltkrieg das Plakat „Nie wieder Krieg“ (1924), welches dem Bild von der jungen Künstlerin Miran, vermutlich aus Syrien, Ähnlichkeiten aufweist. Inwiefern die junge Künstlerin von diesem Plakat wusste, kann ich nicht beurteilen. Was jedoch deutlich wird, dass es neben den Unterschieden auch jede Menge Gemeinsamkeiten gibt.

Also lasst uns anpacken, gemeinsam reden und kreativ sein, denn ich bin mir sicher: Wir schaffen das!


 

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