Jupiter und Antiope (von Anna Dorothea Therbusch)




Anna Dorothea Therbusch (Selbstporträt) um 1782, Gemeinfrei

Anna Dorothea Therbusch war für ihre Zeit eine ungewöhnliche Frau. Im 18. Jahrhundert durften Frauen keine Kunstakademien besuchen, so erging es auch der deutschen Künstlerin. Ihre erste Ausbildung genoss sie bei ihrem Vater Georg Lisiewski (1674 – 06.01.1750), der aus Polen stammte und am Hof des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. als Porträtmaler tätig war. Ihre weiteren Fertigkeiten wurde ihr nur dadurch möglich, dass sie andere Künstler studierte, wie den Hofmaler und Direktor der Berliner Preußische Akademie der Künste Antoine Pesne (23.05.1683 – 05.08.1757) und Peter Paul Rubens (28.06.1577 – 30.05.1640).
Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde Anna Dorothea Therbusch 1762 Ehrenmitglied von Académie des Arts, die am 25. Juni 1761 von Herzog Carl Eugen von Württemberg (11.02.1728 – 24.10.1793) gegründet wurde, Kurfürst Karl Philipp Theodor von der Pfalz (10.12.1724 – 16.02.1799) ernannte sie 1762 zur Hofmalerin in Mannheim. Drei Jahre später ging sie nach Paris. Zunächst lehnte die Académie Royale ihre Arbeiten ab, mit der Begründung, dass solch gutgemachte Bilder nicht von einer Frau stammen könnten. Zwei Jahre später, nämlich am 28. Februar 1767 wurde sie dann doch mit dem Genrebild „Junger Mann, ein Glas in der Rechten haltend, von einer Kerze beleuchtet“ in die Académie Royale aufgenommen. Damit war der Weg für sie frei und konnte als einzige Frau ihre Bilder im Salon de Paris ausstellen. Ein Jahr später wurde sie am 6. Dezember 1768 in die Akademie der bildenden Künste Wien mit dem Porträt über den Maler Jakob Philipp Hackert (15.09.1737 – 28.04.1807) aufgenommen.
Die Rokoko-Malerin porträtierte nicht nur, sondern sie schuf Landschaftsbilder sowie mythologische Historienbilder.

Jupiter und Antiope, gemalt von Anna Dorothea Therbusch, 1775, Gemeinfrei

Das mythologische Gemälde „Jupiter und Antiope“ (1775) greift die Verführung der Antiope durch den Gott Zeus auf, in der römischen Mythologie wird Zeus mit Jupiter benannt.
Antiope liegt nackt im Vordergrund auf weißem Stoff, darunter liegt eine rote Decke. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Körper ist verziert mit einer Blumenkette, die verbunden ist mit dem weißen Stoff. An ihren Füßen trägt sie lediglich an einem Fuß eine Sandale, die mit einer verzierten Fußkette befestigt ist. In ihrem brünettem langen lockigem Haar schimmert ein roter Haarreifen hervor. Neben ihr liegt auf der roten Decke ein bunter Blumenstrauß, auf der anderen Seite wächst neben ihr ein roter Rosenstrauch. Auf der linken Seite liegt im Vordergrund ein goldener Kerzenständer, auf der rechten Seite ein blauer Köcher mit Gold verziert, möglicherweise enthält dieser Pfeile.
Jupiter lugt hinter einer Decke hervor. Die Decke hängt zwischen Baumstamm und einem Ast. Dargestellt ist der Jupiter mit zwei Hörnern, die sehr an einen Teufel erinnern, auch er ist nackt, trägt jedoch um seine Lenden einen braunen Stoff. Seine Mimik wirkt sexuell lustvoll.
Die Nacktheit der beiden Protagonisten im Gemälde ist nichts Ungewöhnliches, der Renaissance-Maler Antonio da Correggio (1489 – 05.03.1534), der um 1528 sich malerisch mit dem Thema befasste sowie der französische Rokoko-Maler Jean-Antoine Watteau (10.10.1684 – 18.07.1721), der zwischen 1714 und 1719 ein Gemälde dazu schuf, zeigen die beiden Personen ebenfalls nackt. Ungewöhnlich ist hingegen, dass Antiope von Anna Dorothea Therbusch nicht nur schlafend sondern sexuell angeregt darstellt, wie das rote Tuch unter ihrem Körper verdeutlicht. Der bunte Blumenstrauß neben ihr sowie der Rosenstrauch und das sie sich Jupiter zuwendet verstärken diesen Eindruck. Dazu passt weniger, dass Jupiter satanisch von ihr dargestellt wurde. Möglicherweise bezieht sie sich herbei auf die Radierung „Le Satyre et la Nymphe“ von dem italienischen Maler Agostino Carracci (16.08.1557 – 22.03.1602) bzw. um die allgemeine Darstellung von Nymphen und Satyrs. Nymphen wurden häufig ästhetisch schön dargestellt, Satyrs hingegen hässlich mit Hörnern.
Demnach hat Anna Dorothea Therbusch zwei mythologische Stränge in einem Bild vereint.

Anna Dorothea Therbusch starb am 9. November 1782 im Alter von 61 Jahren in Berlin. Sie hinterließ mindestens 200 Gemälde.

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Quelle:
Vgl. Wikipedia (): Anna Dorothea Therbusch, zuletzt besucht am 16.12.2021 


Weitere Ereignisse:

1662: Giovanni Francesco Romanelli, italiensicher Maler, starb im Alter von etwa 52 Jahren in Viterbo

1674: Der deutsche Maler Johann Adalbert Angermayer wurde in Bilin geboren.

1677: Aert van der Neer, niederländischer Maler, starb im Alter von etwa 73 Jahren in Amsterdam

1693: Cornelis Ryckwaert, niederländischer Baumeister, sein Sterbealter kann nicht ermittelt werden

1727: Giambattista Ragusa, italienischer Bildhauer, sein Sterbealter kann nicht ermittelt werden

1744: Der deutsche Kupferstecher Johann Michael Söckler wurde in Augsburg geboren.

1768: Beim Einzug von Wilhelm V. wurde der Entwurf der Ehrenpforte von Dirk van der Aa im Haag errichtet.

1807: Der deutsche Zeichner und Radierer Otto Speckter wurde in Hamburg geboren.

1809: Paul Sandby, englischer Maler, starb im Alter von etwa 78 Jahren in London

1812: Der französische Architekt Paul Abadie der Jüngere wurde in Paris geboren.

1838: Friedrich Carl Gröger, deutscher Maler und Lithograf, starb im Alter von 72 Jahren in Hamburg

1844: Der schwedische Maler Wilhelm von Gegerfelt wurde in Göteborg geboren.

1866: Der deutsche Bildhauer Arthur Lewin-Funcke wurde in Niedersedlitz geboren.

1880: Der britische Architekt Sir Giles Gilbert Scott wurde in Hampstead geboren.

1883: Der amerikanische Maler Charles Demuth wurde in Lancaster geboren.

1893: Die ungarisch-österreichische Kunsthandwerkerin Ena Rottenberg wurde in Oravița geboren.

1911: Der finnische Designer Kaj Gabriel Franck wurde in Viipuri geboren.

1933: Scipione, italienischer Maler, starb im Alter von 29 Jahren in Arco

1952: Im Dallas „Museum of Fine Arts“ endete die Ausstellung „Impressions of Dallas by George Grosz“.

1968: Richard Döcker, deutscher Architekt, starb im Alter von 74 Jahren in Stuttgart

1980: Marie Čermínová, tschechische Malerin und Grafikerin, starb im Alter von 78 Jahren in Paris (Frankreich)
1980: Fritz Lattke, deutscher Maler, starb im Alter von 85 Jahren in Weimar
1980: Andreas Paul Weber, deutscher Maler und Zeichner, starb im Alter von 87 Jahren in Schretstaken

2000: Hermann Lindner, deutscher Maler und Grafiker, starb im Alter von 66 Jahren in Stralsund

2003: Mario Merz, italienischer Künstler, starb im Alter von 78 Jahren in Turin

2012: In Kulmbach, im „Historischen Badhaus“, begann die Retrospektive „Hans Wacker = Jan Tenhagen = Vincent van Gogh? – Das Lebenswerk eines Malers“ (Ende: 30.11.2012).

2015: Ernst Fuchs, österreichischer Maler und Grafiker, starb im Alter von 85 Jahren in Wien