Kulturkalender: 22. November




1928

Bolero im Rahmen der Kunstgeschichte

Kann man ein Musikstück auf eine Stilrichtung der Kunst übertragen? Natürlich ist dies immer mit Vorsicht zu genießen und doch leben Musiker*innen und Komponist*innen in ihrer Zeit, sind demnach ihrem Zeitgeist unterworfen.

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wird häufig als Realismus bzw. Neue Sachlichkeit und als Magischer Realismus bezeichnet.
Maurice Ravel (07.03.1875 – 28.12.1937) hat sein Orchesterstück auf wenige Noten und 16 Takte reduziert, die zugleich dafür sorgen, dass man Lust bekommt, sein Tanzbein zu schwingen (dafür sorgt der ¾-Takt), es ist ein Stück, dass jedem zugänglich ist, ganz gleich, welchem sozialen Milieu man angehört. Das Orchesterstück ist plötzlich nicht mehr nur dem Bildungsbürgertum vorbehalten, was damals Irritationen auslöste.

Das Musikstück ist wie ein gläsernes Bild aufgebaut, so beschreibt es der Kunsthistoriker Wieland Schmied (05.02.1929 – 22.04.2014) die Neue Sachlichkeit.
Statisch ist das Musikstück, da es auf wenige Takte reduziert ist, seine Dynamik erhält es durch die Wiederholungen und der allmählichen Hinzunahme von Instrumenten. Als gläsern kann man es bezeichnen, da die Takte nicht nur körperlich spürbar sind – ähnlich wie der Walzer (ebenfalls im ¾-Takt) von Richard Strauss (11.06.1864 – 08.09.1949), der damals in aller Munde war – die Komposition ist leicht durchschaubar.

Das Orchesterstück wurde am 22. November 1928 in Paris uraufgeführt.

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Quellen:
Vgl. Horst Richter: Geschichte der Malerei im 20. Jahrhundert. Stile und Künstler, Verlag DuMont Schauberg, Köln, 1977 (3), S. 141
Vgl. Wikipedia (): Boléro, zuletzt besucht am 12.02.2021