Ohne Dualismus wäre der jeweilige Pol nicht denkbar, ohne Nacht gäbe es keinen Tag, zumindest von unserem Empfinden her. Die bekanntesten Begriffe aus dem Dualismus sind Yin und Yang, die der chinesischen Philosophie entnommen sind. Das Symbol der beiden Begriffe ist einfach gestaltet. Sabeth Faber hat sich hingegen aus der Geometrie sowie von der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments (Genesis 1) inspirieren lassen. Die Künstlerin beschäftigt sich nun schon etwas länger mit der Geometrie, daraus erwuchs Sonnenstrahlen, fraktale Geometrie, gelb, blau, grün, rot, Astronomie, Nebeldas Interesse für die fraktale Geometrie. Die fraktale Geometrie beschäftigt sich mit komplizierten Formen, die bei näherer Betrachtung etwas an ihrer Kompliziertheit verliert. Dabei beginnt man häufig mit einer einzigen größeren Figur, die ständig wiederholt und dabei verkleinert wird. Wer sich damit genauer befassen möchte, sei auf das Buch „Die fraktale Geometrie der Natur“ (Birkhäuser Verlag) von Benoît B. Mandelbrot (20.11.1924 – 14.10.2010) verwiesen.

Am oberen Bildrand sieht man eine Art Rosette, Sabeth Faber hat sich hierbei ein stückweit an einer Sternexplosion orientiert. (Zwischendurch bedient sich die Künstlerin gerne bei der Astronomie, wie beispielsweise in „Literatur.) Die Künstlerin ist keine Astronomin, jedoch sieht sie in der Explosion eines Sterns einen Ursprung für die Existenz der Erde, noch vielmehr natürlich sieht sie es im Urknall.
Wenden wir uns zunächst der rechten Bildhälfte, also dem Tag zu. Die Struktur ist einfach, sie besteht aus Strichen, die schmale Flächen bilden. Hingegen ist die Nacht kompliziert, die Künstlerin ließ sich hierbei von dem selbstquadrierten
Drachen aus dem oben benannten Buch (Tafel C5) inspirieren. Im Buch wurde die Abbildung mithilfe eines Computerprogramms erstellt, zudem unterliegt sie einer mathematischen Formel. All das hat die Künstlerin natürlich nicht gemacht, so genau wie ein Programm kann man nicht malen. Nichtsdestotrotz fand sie die Wiederholungen, Farbschattierungen und der überschaubaren Figur, die sich wiederholt für diese Grafik passend und ja, sie hat recht. Obgleich wir von der Nacht (vgl. Salto in der Nacht) wenig mitbekommen, da wir bekanntermaßen oftmals um diese Zeit schlafen, so geschieht in der Dunkelheit doch so einiges und manches davon kann komplexer sein als das, was wir am Tage sehen. Einige Farben vom Tag (gelb und rot) finden auch in der Nacht Anwendung. Durch weitere Farbzugaben (grün und blau) erscheint uns die Nacht fast bunter als der Tag, andererseits verschluckt das Dunkelblaue nahezu auch die bunten Farben.

Letztendlich fällt es einem schwer zu beurteilen, welche der beiden Hälften fröhlicher wirkt, so oder so nimmt die Künstlerin dem Dunklen, der Nacht den Schrecken, fast schon so, als wolle sie die Betrachter*innen dazu ermuntern, sich der dunklen Seite zuzuwenden, diese sich genauer anzuschauen.

Angaben zur Grafik:
Titel:
Tag und Nacht
Grafikgröße (B x H):
5525 x 3816 px

> Siehe auch: Achim von Arnim (): Nachtlieder an die Braut


 

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