Nach einem wunderschönen und entspannten Abend im Frühsommer 2000 tat Sabeth Faber etwas, dass für sie noch Folgen haben sollte. Sie entwarf ein Konzept für „Beziehungen“.

Gesicht, violett, Geometrie, Grafik, Modern Art, Skelett, Rose, Sonne, Blume, Baum, Uhr, Auge, Hand, gelb, Erde

In der Rückschau kann sie nicht mehr genau bestimmen, wo sie ein Bild mit Aufteilungen gesehen hat, aber es stellte sich für sie als Inspirationsquelle dar. Zunächst teilte die Künstlerin das Blatt in verschiedene Bereiche auf, ohne eine konkrete Idee zu haben, womit sie die fünf Bereiche füllen möchte, eine Vorgehensweise von ihr, die sie mehr oder weniger bis heute praktiziert: erst mal beginnen und dann schauen, was sich ergibt.
     Ins Zentrum des Bildes malte sie eine blass rote Blume, ein Motiv, dass sie in den 1980er im Musik-Film „The Wall“ von Pink Floyd gesehen hat. Es ist ein Motiv, welches sie vielfach in kleinen Zeichnungen zuvor schon angewendet hat, aber in „Beziehungen“ sollte es vorerst zum vorletzten Mal Verwendung finden. Das letzte Mal war in einem Aquarell, dass sie ein paar Wochen nach „Beziehungen“ erstellte, ihrem Bruder und seiner damaligen Freundin zum Geschenk machte.
     Der Stiel der blassen Blume wird zum Ast eines Baumes, der von links unten nach oben ragt. Die untersten Zweige des blattlosen Baumes markieren die Grenze zwischen Erde und Himmel.
     Ein Zweig des Baumes führt in den darüber liegenden Bereich, die Spitze des Zweiges wird zum Zentrum der Kreise, obgleich es ganz am linken Rand liegt, für die Betrachter*innen kaum wahrnehmbar. Aus dem schwarz-gelb gestreiftem Hintergrund der Kreise führt eine gelbe Hand in den daneben liegenden Bereich. Am kleinen Finger hängt die Pupille des Auges an einem sprichwörtlich seidenen Faden, die blaue Pupille ist zugleich eine Uhr. Die Uhr zeigt fünf nach zwölf. Diese Uhrzeit wählte die Künstlerin ganz bewusst, denn sie war und ist davon überzeugt, dass die Zeit im Hinblick auf den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts abgelaufen ist. Für sie bestehen die Ursachen weniger im Straßenverkehr sondern im Fliegen in den Weltall, angefangen beim Besuch des Mondes bis hin zu den zahlreichen Satelliten sowie in den vielfachen Versuchen der Atombomben in den 1950er und 1960er Jahre. Diese Ansicht unterstreicht die Künstlerin mit den beiden Tränen, die aus dem gelben Auge fließen. Beide Tränen sind zugleich Blüten einer Ranke, die von links in das Bild hinein ragt.
     Bei diesem Gesicht kommt der Surrealismus zum Tragen. Sabeth Faber faszinieren Künstler*innen wie Frida Kahlo (06.07.1907 – 13.07.1954). Salvador Dali (11.05.1904 – 23.01.1989) und Hieronymus Bosch (? – 09.08.1516), vor dessen Werke kann sie sich stundenlang aufhalten, sie immer wieder anschauen, entdeckt dabei häufig etwas, was sie vorher noch nicht wahrgenommen hat.
     Ähnlich wie beim Baum markiert auch unten links die Pflanze eine Grenze, dieses Mal zwischen Gesicht und Himmel. Von der Pflanze reicht eine ihrer Blüten in den unteren linken Bereich, wird hierbei zur Sonne, die wiederum von einem grünen Blatt einer weiteren Pflanze berührt wird. Dieses Blatt gehört zu der Pflanze, die lose den Baum umschlingt, in den linken Bereich ragt, dort Himmel und Erde – oder ist es die Unterwelt? – voneinander trennt. Zudem ist sie mit mit den rot-weißen Rosen verbunden, auf denen ein menschliches Skelett gebettet ist.

Dem Debüt der Künstlerin liegen zwei Themen zugrunde, dass eine Thema ist „Kreislauf des Lebens“, das andere „alles hängt mit allem zusammen“, beide Themen greift Sabeth Faber in ihren weiteren Bildern immer wieder auf.

Eine Grenzüberschreitung findet in diesem Werk nicht statt, der blass violette Rahmen, wird mit keinem Strich durchkreuzt und doch finden einzelne Motive ihren Weg in einen anderen Bereich.
Irritierend ist das Skelett, der Tod will irgendwie so gar nicht in das ansonsten sehr lebendige Bild passen, doch der Tod gehört für die Künstlerin zum Leben dazu, denn wie es in dem übersetzten Gedicht von Lothar Zenetti heißt: „Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein …“ und ohne Tod gäbe es kein Leben.
„Beziehungen“ hat nach Ansicht der Künstlerin immer etwas mit Wahrung der Grenzen des Anderen zu tun, Gedanken und Gefühle können dennoch andere erreichen und gemeinsam kann sich etwas Neues entfalten, was es zuvor noch nicht gegeben hat.

Angaben zur Grafik:
Titel: Beziehungen
Grafikgröße (B x H): 1323 x 2052 px


 

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